nach Texten von G. Fiamma und F. Petrarca
es singt der Kammerchor der Universität Osnabrück, Ltg.: Joachim Siegel
1. Il grave de l’età – Gabriel Fiamma (1533-1585)
Il grave de l’età, ch’a sempre al fianco
dolor, tedio, pallor, tenebre e ghiaccio,
con gran forza m’assale; onde m’aghiaccio,
pensando, come io son già frale e stanco,
nella guerra di giorno manco.
E la pace o la tregua in van procaccio,
fuggir non posso, e sento ogni hora il braccio
del tempo contra me farsi più franco.
Die Last des Alters
Die Last des Alters hat stets im Geleite
Schmerz, Überdruss, Zerstörung und Finsternis.
Sie wälzt sich nun auf mich mit drückendem Gewicht.
Und da erstarr‘ ich, denn ich bin müde und gebrechlich. Leib und Seele
ermangeln mehr und mehr der Kraft zum Kampf, der täglich sich erneut.
Umsonst blick‘ ich nach Frieden aus; selbst kurze Waffenruhe wird mir
nicht gewährt. Entfliehen kann ich nicht, und fühle doch zu jeder Stunde
die starke Hand der Zeit, die eng und enger um meinen Hals sich schließt.
2. Alma tu – Gabriel Fiamma (1533-1585)
Alma tu, che’l furor sdegni de gli anni
e miglior vita de la morte aspetti,
se del senso fuggir vorrai gl’ignanni,
ferma talmente in Dio tutti gli affetti,
ch’avendo fin del tuo mortal gli affanni
non sien mai per finire i tuoi diletti.
Du meine Seele
Da du, meine Seele, die Wut der Zeit verachtest
und ein besseres Leben vom Tod erhoffst,
wenn einst der Sinne Trug dir schwindet, richte du dein
Streben ganz auf Gott. Wenn dann die Qualen deiner Sterblichkeit
ihr Ziel erreichen, bleibt dir doch erspart
die Fesseln irdischer Lust mit Schmerzen zu zerreißen.
3. Hor vi riconfortate – Francesco Petrarca (1304-1374)
Hor vi riconfortate in vostre fole,
gioveni, e misurate il tempo largo;
che piaga ante veduta assai men dole.
Forse ch’indarno mie parole spargo;
ma io v’annuntio, che voi sete offesi
di un grave e mortifero letargo,
che volan l’hore I giorni e gli anni ed I mesi.
E insieme, col brevissimo intervallo,
tutti havemo a cercar altri paesi.
Entreiß‘ dich deiner Torheit
Entreiß‘ dich endlich deiner Torheit, junges Volk!
Nimm wahr der dir vergönnten Frist! Denn weniger
schmerzt vorhergesehnes Leid.
Vielleicht mahn‘ ich umsonst, doch sag ich euch:
von schwerer Seuche seid ihr angesteckt,
ihr schlingt ein süßes Gift, des Ziel der Tod.
Sehet doch, wie fliegen dahin Stunden, Tag und Jahr um Jahr!
Und für uns alle gähnt an kurzen Weges Ende
das offne Tor ins unbekannte Land.